"It's not the size of the dog in the fight, it's the size of the fight in the dog."

Hier könnte mein gescheitertes 90iger Fragment beginnen, eine triviale Liebesgeschichte, Beginn Januar, ca. 50 Seiten brauchbar ohne Scham.à Die Geschichte ist eine klassisch-zeitlose universelle Geschichte über Liebe, Gefühle, Verführung und Versöhnung. Ein anständiges Liebespaar überwindet die schrecklichen, zerstörerischen Elemente der Stadt, der Stasis und fleischgewordener Verdummung.

"Wozu bist Du hier, Haargummi?!"

"Ich wollte etwas mit Dir besprechen."

"Nein, ich meine hier auf Erden...!"

Einige Philosophen wollten den Tod nicht als natürliche Grenze akzeptieren. Trotz dieses Fehlens, mußten sie vor dieser Grenze kapitulieren, unconditional surrender. Als herausragenster Kämpfer des Gymnastiastenbildungsbürgertums starb Albert Camus am 4. Januar 1960, knappe 30 Jahre vor dem Beginn dieser trivialen Geschichte. Einfach so. Die Absurdität des Menschenschicksals in einer gottlosen Welt ist von illusionsloser Bereitschaft zum tapferen "Trotzdem" geprägt. Mir doch egal. Und weiter, diesmal der Schwule: "Die Tragödie des Alters beruht nicht darin, daß man alt ist, sondern daß man nicht mehr jung ist." "So what difference does it make?", Gedichte schallen aus einem Gerät einer Zeit, die noch Vinyl kannte. Der Tod als unverrückbare Tatsache, bedeutungsschwangere Pubertät, unausgegorenes und die Furcht vor dem Alter sind die besten Ängste der Menschen, in die sich ein unbedeutender Liebesroman einbetten läßt. Dies kann der Hintergrund selbst für ein so abgegriffenes Thema wie die Liebe zwischen zwei Menschen sein. Diese Geschichte ist gefühlig, soll sie sein, muß aber nicht. Der junge Mann heißt "Connor", will sich selbst finden; dies ist nicht gleichbedeutend mit -verwirklichen, die zerstörerische Liebe zu den Frauen nennen wir "Blossom" oder B. Er kann ohne diese Frau nicht leben - aber auch nicht mit ihr. So haben wir das plot eines Groschenromans und doch ist es mir ernst mit der Sache.

Jede Liebe beginnt mit Zufällen. Connor wird Blossom zufällig begegnen. So hatte er schon einige Affären hinter sich, der Wettkampf mit den Vereinskameraden zeigt in Zusammenhang mit Bravo-Lektüre selten wenig Folgen. Für ihn waren Frauen biologischer Triebabbau.

("Nein das stimmt nicht, es war Selbstbestätigung und Imponiergehabe" "Ja - aber Du suchtest Geborgenheit" "Schwuchtel" "Wer von uns hat denn den Elfer damals verschossen?!")

Die sexuellen Triebe sehr ausgeprägt, im selben Maße wie sein Verlangen nach Sex (Nummern ziehen) unglaublich groß war, war dies nach Liebe äußerst klein. ("Begrifflichkeiten klären!" "Arschlecken!!")

Und doch sehnte er sich nach Liebe, konnte es nicht definieren, es war ein verschwommenes Gefühl eines Schülers jeglicher Hinsicht; denn er kämpfte doch so sehr gegen das ihn anziehende, wollte es nicht zulassen. Connor schlief mit Frauen und dies hatte nicht das geringste mit Liebe aber Anhänglichkeit zu tun. In dieser Zeit als Eleve versuchte er dem Bild, daß er sich von sich machte, voll zu entsprechen. Auf keinen Fall Gefühle investieren. Zeitkind. Dann investierte er Emotionen. Doch Connor trennte sich immer in dem Moment von seinen Freundinnen, in dem er bemerkte - oder ahnte - daß er so etwas wie Liebe empfand. Connor hatte Angst verletzt zu werden. Er wollte nicht verletzt werden. Endachtziger, als die Subkultur, ein fieses Wort, noch etwas war, auf das man stolz sein konnte und kein Marketingkonzept.

Man kannte selbst längere Liedtexte und sie waren keine Nummer zum repeat oder shuffle drücken. Egoismus und Oberflächlichkeit. Kann man diese moralisch werten? Darf ich mir das anmaßen?

Oh mein Gott, er hackt einen Besinnungsaufsatz in den Computer. Warum hat er die Scheiße nicht ins Klo gespült. Es machte keinen Sinn, allwissender Erzähler zu sein.

Oberflächlichkeit kann gut sein, im Sinne von hilfreich. Schlecht ist sie, wenn nicht hilfreich. Einigen wir uns darauf, Oberflächlichkeit als "hilfreichen Teufel" zu bezeichnen. Connor erhielt einen Anruf. Der Anruf langweilte ihn, das Klingeln nervte. Gedankenverloren kratzte er etwas aus einen gelben Telephonnotizhaftzettel, 3 M.

"Ich sah nur dieses häßliche Gesicht der Oberflächlichkeit."

Er hatte seine Trennungen immer gut verkraften können, bei Halbwertzeiten von vier Wochen eine große Kunst. Das Klischee lebend und vorgelebt, stürzte er sich in oberflächliche Vergnügungen wie Alkohol und neue Frauen. Er war wie sie alle und doch etwas besonderes, dachte er. Die Priorität setzte er in der Reihenfolge Alkohol, dann Puppen. Jawoll - der Stereotyp, sich’s angelesen nicht -gesehen, des biersaufenden, sexistischen Monsters. Das er Vereinsfußball spielte und als junger die konservative Volkspartei nur leidlich kritisierte versaute ihm die Bewährung und machte die Würdelosigkeit komplett. Aber C. haßte die Oberflächlichkeit. Im Widerspruch des Reif-werdens drehte er sich, mit ihr den Egoismus ("ich will nicht verletzt werden") bewältigen, die Folge des Egoismus war wiederum Oberflächlichkeit und damit war es auch gut.

Fülle weiter die Seiten mit den nibelungentreuen Helfern des PräBlossomlebens! Wenigstens die Musik dieser Zeit war noch im grünen Bereich und man konnte sich ein inner-sleeve ohne Lupe anschauen. Drei Monate bevor sich B. in sein Leben drängte, hatte er noch beziehend eine andere. Sie dachte, sie liebe ihn, er wollte pimpern. Leerlauf = Lehrlauf = Durchgang.

Er wollte seinen Lebenswandel ändern, nicht so weitermachen, denn auch El Debilo befriedigt die Kette Sex-Oberfäche-Gefühlnichtinvestition-Egoismus-Trennung-Suche nicht unendlich.

Er schrieb in sein Tagebuch:

"Verwirrung. Trauer. Ich weiß, daß ich einen Fehler mache. Es ist beängstigend. Geistiger Betrug. Vielleicht steigere ich mich in die Sache hinein. Warum ist es so gekommen? Weil ich es provozierte und keinen Platz für unbeantwortete Fragen ließ. Ich wehre mich dagegen, doch neben der Hoffnung ist auch die Bereitschaft, sie zu verletzen. Unruhe, ich bewege mich im Kreis, aber auch Freude, Sympathie und Leere. Auch Leere. Ich weiß nicht, wie ich die Dinge der letzten Zeit bewerten soll. Und der Alkohol, ständiger Begleiter, Wattenebel und Freund und das völlig falsche Mittel. Es ist wie das Leben in einem Renault Fünf. Wenn man sich morgens verkatert aus dem Bett pellte und sie einem das Auto nicht gestohlen hatten, war das Zarah-Leander-Wunder genug. Ich wünschte, ich hätte Schmierpapier aus Tropenholz. Arroganz, Hülle und dunkle Gefühle. Aber Lebensfreude. Ich will hinaus, fühle mich eingeengt und verdränge unerfüllbare Hoffnungen. Ich muß in die Offensive gehen. Und welche Konsequenzen wird dies haben? So viele Erfahrungen, die ich schon gemacht habe - sie können mir jetzt nicht mehr helfen und konnten es wohl nie. Mann, was hasse ich sich selbst bemitleidende Menschen, die A’schlöcher, doch das scheint mir die einzig akzeptable Lösung zu sein. Selbstmitleid. Und warum empfinde ich so eine große Hassliebe zu mir?! Du kannst meine Wehleidigkeit nicht einfach wegblasen!!""

Connor als Kind der Zeit, die nicht rann. Die Umwälzungen im Ostblock waren faszinierend, obwohl er es im Urin spürte, daß sie ungut für seine Portokasse werden würden. Ungarn, CSSR, Polen, Rumänien und natürlich die friedliche Revolution in der DDR, obwohl unblutige Revolutionen Deutschen noch nie Glück gebracht hatten. Diese Zeit war ebenfalls geprägt, und tat dies mit ihren -genossen, durch das Bekanntwerden großer Umweltkatastrophen und was es sonst noch so gibt. Tropischer Regenwald, Ozonloch, AIDS und was einen darüberhinaus eigentlich nicht desinteressiert sein lassen darf, wenn man nicht dem Kopf mit sich voll hat oder es ist. Diese Gleichgültigkeit ist illegitim und doch hatte Politik für Connor keine große Bedeutung. Vielmehr besaß er konkrete Meinungen, der Kommunismus hatte als wirklich unrepräsentative Form ausgesorgt und war irgendwie die größte geistige Verirrung des 20.Jahrhunderts. Dieser hatte wirklich einiges losgemacht und obwohl im Kommunismus alles schön ordentlich und adrett war, war’s für den Popo. Unzynisch sah er es, der Kapitalismus, eine Form die in Deutschland immer mehr und mehr verwässerte, falls es sie überhaupt mal gab, entsprach seinem Naturell und dem richtiger Menschen. Fressen und gefressen werden, der Stärkere gewinnt, Sozialdarwinismus regiert, wer schneller zieht gewinnt, das Unwort gibt alles, der Schnellere auch, zieh, Fremder, zieh! Ein gutes System, seit Millionen Jahren von Bestand und es wird nur beendet werden, wenn der Mensch die Erde systematisierend unbewohnbar gemacht hat. Er würde dies leider nicht mehr erleben. Doch immerhin besaß er die Dreistigkeit, sich zu verlieben, und es kann sein, daß es gut ist, wenn das Individuum seine Zukunft nicht kennt. Blossom und der hilfreiche Teufel.

Naiv, nicht vollkommen unintelligent und es war mit der Naivität wie mit der Oberflächlichkeit. Immerhin hatte man noch ‘was in der Hinterhand. Blossoms Naivität war meistens schlecht, da nicht hilfreich. Sie hatte einige Affären mit Jungen gehabt, aber keinen richtig rangelassen, es waren keine Bettkantengeschichten, die der ganzen Sache noch Würze gegeben hätten. 17 Jahre alt, Eifersuchtsexzesse waren an der Tagesordnung. Zuerst war sie auf ihre kleinere Schwester eifersüchtig, dann auf die Freunde ihrer Freundinnen, weil diese nicht teilen wollten. Es war diese Melange aus Mauerblümchenannäherung, Minderwertigkeitskomplexen und Theoretisierung von Zweierbeziehungen, verlängert. Woody Allen hätte wenigstens noch ‘nen guten Film daraus gemacht. Sie sah, daß der potentielle Partner nicht mit anderen sexuell verkehren würde, sich dies aber vorstellen könne. Und es machte sie rasend, immer nur vor den Kopf, nicht aber hinein blicken zu können. Eifersucht beginnt ebensfalls dort und das Ende wird immer eingeläutet mit "Was denkst du gerade..." Antwortet man darauf "Knie nieder zum mündlichen Examen!", so bekommt man nur von jeder Vierten keine Ohrfeige oder ‘nen Griff in die Klicker.

Einige Rheinländerinnen waren Brasilianerinnen, sie trugen ihren Busen wogend vor sich her und lösten damit die kleinen Tragikkomödien des Alltags aus. Es spielten sich Vergleiche im Kopf ab. Blossom wußte, daß da Mädchen waren, die besser aussahen als sie, was wenig schwierig war, blendete die vielzitierten inneren Werte aus und wurde rasend. Connor zog diese Vergleiche nicht, er wollte standhalten und punktete mit: "Blossom wird nie einen besseren bekommen.". Dies ist vielleicht arrogant, aber eifersuchtssparend wenn durchhaltbar. Sie zog feierliche Vergleiche, trug ihre schlechte Laune einer Prozession gleich vor und vor sich her, machte, was in zehntausend Jahren noch zwischen Mann und Frau geschehen wird: Scheiße.

Connor hatte einen Fehler begangen. Er war an einem der Vorzeigeabende an die provisorische Partytheke (Balkontisch, Plastiktischdecke, 10l Altbierfaß mit Tropffang aus rotem Plastik) gegangen und hatte mindestens eine Zapfminute dort verbracht. Eine Minute umringt von gefährlichen, denn anderen Mädchen; er hätte einen Blick oder sogar ein paar Worte mit ihnen wechseln können. Was für ein Selbstwertgefühl, für ihn damals nicht nachvollziehbar, die Unbegründetheit der Verdächtigungen machte ihm zu schaffen, die europäische Glas-halb-leer-Mentalität, sie waren im ersten Jahr völlig unbegründet und deshalb machte er das, was er am besten konnte. Nein nicht Bier trinken und charmanten Unsinn erzählen, sondern verdrängen. Bis Blossom nach Holland fuhr und er in Rücksicht:.

"Diese Stadt war so schlecht nicht, trotz all ihrer Berge und Hügel, sie suchte ihren Waldführer. Sie war halt wie alle Städte, welche nicht das Privileg anglo-amerikanischer Stadtsanierung, Nachkriegswiederaufbauverbrechen und SPD-Stadtkernerweckung hatte. Waldumrandet, es war der Atem des Mittelalters mit kleinen Gassen und engen, biologisch gewachsenen Straßen zu spüren - und erst der Himmel entwirrte das Knäuel wieder. Pittoresk."

 

 

Zuwenig Pathos. Er dachte über die politischen Umwälzungen im Ostblock nach, sah sein erstes Pampelmusenmonster (noch grün) und war gegen seinen Willen politisch - aber ein Suchender. Damals verstand er die Flüchtlingsströme aus der untergehenden DDR, fuhr mit Freunden zum Winktourismus nach Hof, war euphorisch und glaubte an Freiheit contra Videorecorder, Golf GTI, Marlboro. Ihm war klar, daß Hunderttausende kommen würden, als die Ungarn den Stacheldraht zur Alpenrepublik durchschnitten. Seine Freunde hielten ihn für einen Schwarzseher, doch wenn er den Propheten mimte, und dies sehr erfolgreich, so schalteten seine Kumpels auf Durchzug und doch: Der Berg kam zu ihm.

Er hatte sehr viel Magenprobleme und dachte an ein Musical, das er schreiben wollte: "Die Allgegenwart des Sodbrennens".

Die Freiheit gab es dort nicht, es gab sie in der Rhein-Alpen-Schweiz gemäßigt, er redete dagegen und es war doch eine ungemein pubertäre Frage, "Gibt es hier Freiheit?", impertinent, im Vorgriff auf das, was sich jenseits des großen Teiches zusammenbraute.

Sieben, acht, neun, zehn, niemand wird’s verstehen. Er bediente sich des Ungutvokabulars und sinnierte über den Selbstreinigungseffekt des Volkskörpers:

 

Neuguinea und mitteleuropäische Intoleranz:

Deutsch sein heißt doof sein! Die beste Lösung von Generationenbetrachtungsunterschieden wird nicht immer zwingend durch das Aussterben der Trägergeneration gelöst. Dies scheint nur bei Kulturvölkern der Fall zu sein und auch hier kriegen wir wieder die Selbstgeißelungsmedaille. Der Clan ging ursprünglich aus einer edelmetallverzierten Filzspalte hervor; und ich gehe mit dem immer mehr abbauenden Wondratschek d’accord: Der starkbiertrinkende Berti Brecht hatte beim deutschen Volk nicht annähernd soviel Erfolg wie Adolf Hitler. Und Papua-Neuguinea hatte nicht so schöne Biergärten wie München, doch kann man hier und dort mit Reisecheques das Urlaubserlebnis sicherer machen. Die Regierung wollte die Kopfjäger zusammen bringen und lud die verfeindeten Völker des Hochlands zu einem Kulturwettstreit ein. Mit der Selbstdarstellung fern ab der Beinhäuser, wollte man Geister und fremde Völker erschrecken, doch fehlte der Begegnung der frühere tödliche Bierernst - auch dort geht alles den Bach runter.

Der friedliche Kulturvergleich ist jetzt zur Touristenattraktion verkommen. Ergo: Nicht Ulan Bator aber Port Moresby, die Hafenstadt ist bedeutend gefährlicher als Los Angeles und doch könnte ein Einwohner aus Rio darüber nur verschmitzt lachen.

Immerhin: Curd Jürgens war stets besser in der Uniform des Zeitsiegers, sollte Stefan Zweig auch anderer Meinung sein. War in des Teufels General als Dreingabe ständig voll wie ‘ne Eieruhr. Ein Film für das neue Athen oder das alte Berlin; der gefürchtete Ruf, "Zick zack, Zonenpack!", blieb diesmal aus.

Würde doch die PS-Stärke entscheiden, könnte es noch amüsanter und schneller zugehen, es wäre das normalste der Welt, Radfahrer, Fußgänger und anderes Gesocks zu überfahren, also zu verletzen und gegebenenfalls zu töten. Es entspricht aber nicht unserer heutigen Norm, es ist und bleibt wohl lange hier so: Der höchste Wert ist das Leben, weder Gnade noch Strafe der zwanzigsten Jahrhundertgeburt. Oh, wie schön ist Neuguinea - dort geboren, aufgewachsen, zwar würde nicht die Geschichte von Blossom und Connor dargestellt, doch ich könnte wertfrei töten und nicht Papier einsauen. Ich überfiele mit meiner Sippe die Nachbarsippe und würde die Fremden töten und den Kopf des Opfers - der Beute ist - als Beweis für meine mutige Tat mitnehmen. Und es wäre eine weitere Kopfjägerfreizügigkeit, daß ich nach dem Tod meines Vaters ihm den Kopf absäbele und als Andenken an meinen Ahnen, auf dem langsamzerfallenden Fleisch, dem skelletierenden Ruhekissen schlafe. Der Verwesungsgeruch wäre stechend, doch in grenzenloser Freiheit können solche Unanehmlichkeiten nur sekundär sein. Man lebt nur mit Männern zusammen, doch gibt es keine Stammesfrauenlesbengruppen und man ist nicht gezwungen, ständig sexuelle Avancen zu machen und den Gebärenden hinter her zu laufen. Aber in den Genuß des Kopfkopfkissens käme ich nur, falls niemand eines Feindvolkes die Stirn besessen hätte, des Vaters Kopf als Sammelobjekt zur Befriedigung seines Kopfjägertriebes anzusehen. Die Pampelmusenkiller waren wahre Krabben.

Bestimmte Werte sind ein philosophischer Treppenwitz, solange sie sich nicht gegen die eigene Person stellen. Manchen Menschen, vor allem kurzhaarigen Frauen, steht Traurigkeit gut, einige werden farblos, traurige Männer nehmen ein Studium auf und enden in der Statistik wie in einem kargen Roman: als Bildungsinländer und Fußballdeutscher. Auch so kann man einen Charakter zu beschreiben versuchen. Das Zeitalter von Wohndesign, worldwideweb und wonderbra - doch nach zwei bis vier doppelten Ouzo kommt der Wattemann und das Leben läßt sich wieder ertragen. Es waren Gedanken, unsorgfältig gedacht und notiert, was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht trennen, das steht schon in der Bibel, Nachtschränkchen im La Posada Motel, Fillmore, Kalifornien.

Wer war den nun der eigentliche Widerpart Hitlers? War es wirklich Roosevelts Sieg, der uns zwang diffuse depressiv-mörderische Effekte zu zähmen, mit denen wir Nachbarschaftshilfe ausübten? Der Opponent der brutalisierten Kinder des Abendlandes, die mit ihrem Kulturhochmut Amok gegen die Welt, die Ziivilisation und die Langeweile liefen. Amerika hat uns in gewisser Weise das Glück gelehrt. Und sich weitere Meriten verdient.

Ein weiterer Verdienst der Achtziger war AIDS, was dem ganzen Rumgehacke einen tödlichen Kick gab und die Materialien zum Bungeejumping weiterentwickelt wurden. Er schützte sich und die Bettkantengeschichten.

"Einen Hirntod."

"Einen Hirntod bitte!"

"Bitte einen Hirntod.", sprach Connor zu der Bedienung mit dem grünen Irokesen, die vermutlich eine Frau war, aber dann eine, die einem die umgangssprachlichen Nüsse knackte. Girlies gab es erst in dänischen Vierfarbillustrierten. Wenn er sich schon betrinken wollte und früh merkte, daß er dies mit Bier nicht schaffen würde, so trank er dieses Gemisch aus Boonekamp, Doppelkorn und Jägermeister, jeweils 1/3.

Diese Kneipe war mit Abstand die schlechstest eingerichtete, versiffteste, eingesickteste Spelunke dieser Mittelstadt. Doch sie spielte Independent und Brit-Pop. Diese Vokabel war damals nicht in aller Munde. Und außerdem mußten sich Mädchen beim pinkeln hinsetzen, er nicht. Man kannte hier seine Vorliebe für Hirntod. Und er wußte, was ihn am meisten davon abhielt, sich vom Elternhaus abzunabeln und andere Städte mit Larmoyanz zu tränken, dann war es, daß er sich in neuen Kneipen erst als Stammgast bewähren mußte und sich nur peu a peu egozentrischer geben konnte, weil er sonst eine reelle Chance auf eine Keilerei oder Hausverbot hatte. Er hatte sich hier vor ‘nem Jahr mal einen Hirntod bestellt, weil ihm ein Whiskey zu teuer war und er Gründer einer Tradition werden wollte. Dies war das i-Tüpfelchen und er liebte das Bild, dem er entsprach. Jeden Tag vorgesetzt, -gelebt, -geschrieben; der harte, unnahbare Mann, der nach getaner Arbeit nach Hause kommt und der erstmal einen Trunk an der wohlsortierten Hausbar nimmt. Er war Kopf-J.R. und liebte dieses männliche Imponiergehabe und alles war idiotensicher. Schwache, willige, abhängige Frau hie - der starke, selbstbewußte, harte Mann, der auch einmal einen über den Durst trinken darf, da. Eine Reihe von Personen, Charakteren und Geschichten prägten Generationen in den Vierzigern bis Siebzigern, dann ging alles den Bach runter und war nicht mehr langweilig. Oder kinderleicht. Willkommen im Club: Schoppen nahmen heute Connor, Ernest H., Harald J., Phillip M., Curd J., Charles B. und Hans A.

Ihm fiel vor dem Schlaf, der einen Traum für ihn enthielt, noch ein Zitat ein und das war schon wieder genug für heute.

"Ein Mann hat das Recht betrunken nach Hause zu kom-

men und dann Ärger zu machen" (Humphrey Bogart)

 

Und doch nicht ganz, denn kurz bevor er sein Tagwerk beendete, fühlte er sich wie Luke Skywalker beim Treffen des imperialen Lüftungsschachtes, nachdem er eine Zigarette noch vor dem Pinkeln, 50 cm vom Klo entfernt, in den Flachspüler geworfen hatte und diese - ohne anzuecken - mit einem Zischen im Abflußrohr erstarb. Scheinbar gibt es nur noch in Deutschland diese unappetitlichen Toiletten und die Herrschaft der Talkshowguckenden, ungebildeten Massen: Talkochlokratie.