"King without a heart, king without a hope 
king without a woman baby- oh I am king
without a crown" ( ABC )

Trennung geeicht. Es war ein stiller früher Morgen und er lag auf seinem Bett, blickte auf die Trümmer seiner Beziehung, die er mit einem dämlichen Brief selbst inszeniert hatte. Blossom war weder Vamp noch Gretchen und er hatte viel Selbstachtung verloren und der Blick auf seinen alkoholgeschwängerten Leib munterte ihn auch nicht auf. Connor zerfloß in Selbstmitleid und dabei verachtete er sich selbst bemitleidende Menschen - doch sah er keinen anderen Ausweg als sich daran zu weiden und auch die Wahrwelt damit bestens zu verdrängen und zuzugeben, daß nicht nur die Generalprobe in die Hose gegangen war, sondern auch die Premiere eine Katastrophe wurde. Er stellte sich laut die Frage, warum ein leeres Herz so wehtue und doch wußte er, daß er sich verrechnet hatte, doch dies nicht einsehen konnte. Just in dem Moment als ihm schwante, daß er die Schuld habe, stellte er das Denken ein und reduzierte sich auf Selbsthaß für das Nutzen einer Floskel. Seine Freunde probierten Connor so gut als möglich aus der Lethargie zu reißen, ihn abzulenken, wo er es nicht vermochte. Aber er wollte und mußte sich in das Ende seiner Freundschaft zu dem einzigen weiblichen Wesen das er einigermaßen gleichberechtigt an seiner Seite duldete, hineinsteigern. Nicht nur, "Warum?", war eines der Worte, das er damals mit schier unendlicher Geduld wiederholte. Connor schaute auf eine Plattenhülle auf der stand:

"Ich glaube immer noch an Gott, aber Gott glaubt nicht länger an mich".

Er war weder verunsichert noch erschreckt, bediente sich Morrisseys "We ‘re here and it’s now" und doch stillte es nicht das diffuse Gefühl in ihm, welches er nicht unbedingt Schmerz nennen wollte. Durch das Hier-und-Jetzt-Doping hoffte Connor, schnell nicht mehr in die Vergangenheit zu schauen, die doch noch Gegenwart war, sondern nachdenkungsfrei nach Vorne zu schauen. Connors Kopf schmerzte, er war so müde wie seit Ende 1942 nicht mehr. Der Blick auf unzählige im Zimmer verteilte Bierdosen gab ihm die schmerzvolle Gewissheit, wieder im Begriff zu sein, der zu werden, der Connor vor drei Jahren war. Er hätte zum Frühstück eine halbe Flasche Gorbatschow und mehrere Dosen Bier nehmen können, verzichtete aber auf Kopfschmerz und blieb bis zum Nachmittag im Bett.

Und wieder drängt sich die Strandinvasionsszene in den Schneideraum.. Der Gang zum Meer, Connor lorbeerbekränzt, durch die Dünen zum Licht, seitlich bewachsen und stacheldrahtgesäumt. Seine Kunstfüße stapfen auf Piratenplanken und er läuft durch das Minenfeld, Geschichtsrecycling, das ihm nicht gilt. Keine der Minen vernichtet sich nach Gebrauch von selbst und auch der Umtausch ist ausgeschlossen. Gedankenverloren patroullierend, bemerkt er den vorbeifahrenden gelben Räumpanzer auf der Promenadenfestung. Überall liegen verendete Quallen, die Kälte läßt die Hände bei den Abwehrvorbereitungen schmerzen und doch werden sie neue Kulturen und den Kopfvolkssturm kennenlernen. Sie hatten es geschafft, den Brückenkopf zu bauen, Caesars Büste in Flammen; achselzuckend, springend das Feuer, um ihn herum Verteidigungsstellungen, die abrutschen und mehr Gefahr als Schutz für die Krieger sind. Die Soldaten stehen hüfthoch im Wasser, bei vier Grad plus gibt es schöneres im Leben. Diese Mutationen treten seit vier Monaten auf. Nun ist die Zahl der Verteidiger mit Schwimmhäuten zwischen Fingern und Zehen nicht mehr einfach erfaßbar. Sie waren keine Sumpfdinger aber auch nicht weit davon entfernt, und wieder schreien die Möwen. Keine Truppentransporter unter liberianischer Flagge dort draußen, die Batterien der Verteidiger feuern aus allen Rohren und die vorgelagerten Soldaten unter dem Angreiferfeuer werden evakuiert, verstümmelt, zerissen oder unter Sand und Wasser lebendig begraben, einigen wird übel. Auch wenn die Feuergewalt der zurückgezogenen Abwehrstellungen die Durchbruchssscharte auswetzt, so war es für das Menschenmaterial ein eher unerfreulicher Tagesbeginn und Erstkontakt. Und doch: Nachdem die Bresche geschlagen war und die Landungstruppen den Strand wie unter Insektenbefall mit Feuerwerkskörper werfenden Kindern erscheinen ließen, hatten die Angreifer nicht lange Freude an ihrer Landungsoperation, denn das Sperrfeuer zerschlug nicht nur Glieder und Leiber, sondern auch schweres Material. Das bestialischste von allem: Ob Freund oder Feind - einige Kämpfer hatten sogar Wasser in den Knobelbechern. Dann kam die zweite Welle, Menschenähnliche mit Radarsystem auf dem Rumpf, die Schultern begrenzen Elektronik - ihre Art war niemals Klassensprecher - und sie fallen wie die Fliegen. Langenmarck im internetZ. Wären die Abwehrrecken Sumpfdinger, so käme dies der Generalität zu Paß, sie hätten eine natürliche Abneigung gegen Amphibienfahrzeuge, zumindest eine ritterliche Rivalität, die es auszunutzen gelte. Ein einziger Soldat, von den Angreifern überlaufen doch noch unentdeckt, sitzt in seinem Sandloch, einem Rührkuchen aus Sand, Blut und Wasser und hofft, daß er auch weiterhin für farblos bis tot gehalten wird. Eine rothaarige Wurst in fremdem Uniformsrock entdeckt ihn, ruft etwas wie, "Was machst du denn hier?". Er hofft immer noch, daß seine Antwort nicht gehört wird, doch wie sollte sie auch?

Sie atmen geradezu auf, wenn sie von drüben rassistische Gewaltakte gemeldet bekommen. Ob grüne Brandeburger oder verdienstvolle Kempen des KKK - dort wo sie nach dem Friedensschluß hinkommen würden, benötigten sie einen Sunblocker mit dem Schutzfaktor 1 Millionen. Er würde beim australischen Konsulat der Ostinsel nachfragen, wenn es sie nach dem Bombardement noch gäbe. Im Moment zerreißen tausende von Schüssen und Explosionen die Luft, den Pulvernebel, den Vollkornauflauf aus zerfetzten Körpern und Blindgängern. Der ihn entdeckte, zahlte mit dem Leben und kam nicht mit heiler Pelle davon. Die Angreifer würden gern ins Binnenland, fern allem Wassers, doch Frontlinie Salzland kämpft weiter. All’ diese Parolen vermögen die Soldaten nur halbherzig zu beleben und außerdem ist Loyalität auch eine Frage der Mannschaftsunterkünfte. Trotz der Beinamputation hatte Connor nicht den Humor verloren.

"Ey Stuttgart, was ist der Kontext von Glibberzeug und Meeressäugern ?!"

"Keine Ahnung, sach’ an!", antwortete er gelangweilt.

"Wer die Wale hat, hat die Quall’!"

 

Niemand lachte. Sie alle hatten die Kraft des Bösen nie verstanden. Die Marketenderin am Strand ist Daphne, er hätte sie hier nicht erwartet, sie hat einen verwachsenen Unterschenkel und ihre linke Hand ist amputiert. Sie ist immer noch wunderschön und charismatisch, doch von unendlicher Trauer erfüllt, so scheint es ihm. Es war der Beinbruch während der Zeit der großen Bombadierung, der scheiße zusammengewachsen war und die Geröllawine, die zum Verlust der Hand führte; belagerte Ärzte nahmen Körperteile schneller ab. Das innere Tiefland war durchzogen von sechzig Zentimeter tiefen und anderthalb Meter breiten Kanälen, in denen sich Soldaten mit leichten Einmannbooten auch unter Beschuß mit traumwandlerischer Sicherheit bewegen konnten. Verstopfte mal ein zerschmetterter Körper den schwarzen Kanal, so brauchte man ihn nur als Kugelfang über den Kanalrand zu hieven und verschanzte sich sekundenlang hinter dem immer noch nützlichen doch mehr und mehr auseinanderbrechenden Körper des Kameraden und erwiderte das Tieffliegerfeuer. Die meisten Schergen bemühen sich im Kampf und bewähren sich leidlich, doch wäre dies eine andere Erzählung.

Frost, Tränen und Stacheldraht, sie zogen sich zurück, das Wetter war nicht so gut wie die Behandlung ihrer Verwundeten in unseren Lazaretten. Da ist am Strand dieser Junge mit Spielzeugpistole, er zeigt damit auf mich, drückt ab, klack, klack, klack.

"Man richtet keine Waffen auf Menschen, wenn man sie nicht töten will."

"Ich will dich aber töten."

Eine naive Begehrlichkeit. Der General stand an der Fensterbank, schaute auf den Notflughafen und wußte, daß es jedesmal schwierig war, Menschen in den Tod zu schicken. Einfachheit war der Königsweg wenn die Grenzen und Parameter vorher klar definiert wurden. Die Kampfpause ließ Soldaten denken, die Nordsee ("German Ocean") war ein Methusalem im Vergleich zur Ostsee ("Baltic Sea"). Die Jahrhunderte vergingen und bald waren alle ausgestorben, die die alten Grenzen und Namen kannten. Es war das genealogische Massensterben, das viele gar nicht erwarten konnten, obwohl sie sich Landsleute schimpften.

Die Handgelenkstrümmerfrau kaschierte den Verlust durch weite Kaschmirpullis. So sah nicht jeder direkt das Ergebnis ihres Unfalls oder hielt es für eine arabische Resozialisierungshilfe. Trotz dieses Schicksalsschlages war sie immer noch von betörender Schönheit, so geht es nicht vielen. Sie hatte Paragliderâ (Der Schuh für den Weltenwechsler) an und schwebte an ihm vorbei, sehr sehr langsam, er drehte sich nach ihr um: "Daphne!"

"Geh’ deine Meinung überdenken, Wortfischer!"

"Wie spät ist es? Scheint draußen immer noch die Sonne?!"

Sie wollte kein Gespräch beginnen lassen und so wandt er sich ab und rollte sich, wie er es früher als Kind getan hatte, durch Panzerminen hindurch den Deich hinab. Unten im Sand dachte er kurz über die Begegnung nach, doch wurde dies durch das Gluckern seines Bauches abgebrochen, das fragile Kaffee-Weißbrot-Gemisch kurz vor der Explosion. Sand und Tang im Gesicht, er wußte aber, daß er noch lebte. Geschützdonner war von weitem zu hören und er rappelte sich wieder die Anhöhe hoch, und wandelte wie auf dem Laufsteg zur Schlacht. Er war beunruhigt, über ihm blauer Himmel, die Sonne strahlt, bei solch schönem Wetter sollte man keinen Krieg führen. Die sinnliche Erfahrung der Opferbereitschaft klang nach Tagesabstand zum letzten Gefecht wie der Pseudo-Krupp eines weichen Jünglings, der seiner Angebeteten anonym selbstverfasste Gedichte zuspielt.

Er stieß schnell zu seinen Jungs und doch kamen sie nicht weiter. Nachdem sie im Norden den zweiten Angriff abgewehrt hatten, wollten sie die Eindringlinge in’s Meer werfen. Doch Flüchtende und Verfolgende blieben gleichermaßen im Schlamm stecken. Die Schiffe, die den zum zweiten Mal geschlagenen Rest der Invasionstruppe aufnehmen sollten, wurden von Flugzeugen angegriffen und konnten nicht antworten, da sie nicht auf die eigenen Leute schießen konnten, am Strand eskalierte ein. in der Tat unfreundliches Nahkampfgemetzel. Die Spuren im Schlick zeigten die Sackgasse der Verfolgung, die auch Flucht war, ein Offizier erhält einen Stich in’s Bein, erschießt seinen Gegner und nimmt sich die Zeit, das Messer sorgfältig zu verbinden. Der Kampf war so hart, daß sich kaum Bernstein im schwarzen Gekröhsel sammeln ließ, wollte man überleben. Die Sicht war klar, auf’s Festland, auf’s individuelle Leiden und er hatte sich nach halbstündigen Kampf die Uniformhose unerhört schmutzig gemacht. (Musik aus dem Gefechtswalkman: the british army had just wonderbras...)

Die anschließende Nacht war unruhig und stürmig, doch hatte er keine Verwundung erlitten und war damit ganz gut bedient, er konnte zwar nicht einschlafen, wußte aber, daß er wieder aufwachen würde, spätestens zum nächsten Kampf. Nach dem Aufstehen bemerkte er den Orkan, Windstärke 10, das Wetter für einen dritten Anlauf war denkbar schlecht und er hoffte auf ein, zwei schöne Tage; aufgehoben war nicht aufgeschoben, er würde heute aufs graue Meer schauen und inständig hoffen, daß die Angreifer keinen weiteren Versuch wagen würden. Doch befürchete er daß sie blöd genug dazu waren. Er war Kettenraucher, seine Gedanken kreisten um Aushub, Aufschub, Auswurf. Die Toten waren immer noch nicht alle geborgen, im Süden lieferte man sich noch Artillerieduelle, der große Schmerzrauch über allem und er bemerkte zum ersten Mal, wie majestätisch leichte Kampfpanzer im Grau sein können. Im Auge des Leiberorkans entdeckte er den Mann, den sie Stuttgart nannten. Er war tot.

"Was, wenn sie es wirklich nicht nochmal probieren, die Insel ignorieren, hüpfen und den Mantel der Bomben darauf decken? Wenn all’ uns’re Kämpfe und Anstrengungen, alle Verluste umsonst waren?"

Nichts mit Nylons, kurzem Blondhaar und schwarzer australischer Wäsche. Ein Lagerkoller machte sich scheinbar breit, doch er sah es immer klarer, das die Kriegszeit ein Bildungserlebnis ist, mit einfachen Hintergrund: Wer dabei sein Leben verliert, hat Pech, wer überlebt hat Glück.

Daphne nahm den zu Friedenszeiten nicht unbehandelt gebliebenen Beinbruch mit seinen kosmetisch problematischen Folgen hin. Sie hatte halt Pech gehabt. Und doch schwankte sie in ihrer Haltung, trotz ihres brillianten Aussehens war sie sich dieser einschneidenden Makel bewußt, doch perfekt darin, sie zu verstecken oder davon abzulenken und letztendlich konnte sie es im entscheidensten Moment nicht verschleiern - wenn sie Beschlafung einforderte.

Sonne bis zum Abwinken trotzt grauem Himmel, das Schauspiel der Kampfpanzer war verloren. Sie waren zur Untätigkeit verdammt, der ihren Frust und Aggression nur wachsen lies. Daphne tat gut daran, sich zu entfernen doch obwohl sich überall Langeweile breit machte, kam es nicht zu Schußwechseln untereinander. Der Himmel zog sich komplett zu, eine Schneeregenfront im Juli rückte auf das Zentrallager zu. Der gegebene Zeitpunkt, mit ein paar Freiwilligen auf Festland über - und dieses zu entsetzen. Es wäre der Ausbruch aus der nicht nur wetterbedingten Monotonie und es soll ja sogar Armeen geben, deren Bodentruppen nicht ohne Luftunterstützung vorrücken, sich sogar kurze Zeit vertreiben lassen. Mit wenig Aufhebens könnte man dem Gegner noch ein paar Verluste zufügen, bevor die eigenen Soldaten wieder ins Zivilleben entlassen werden...

Der Nager Selbstzweifel fraß an ihm und die Abschiedsworte Blossom als Endlosband im Hirn: "Na dann, bis irgendwann mal."

Wie sollte er damit leben? Viele unbeantwortete Fragen doch das schlimmste war, das ihm ein Machtzuwachs verwehrt wurde und der Blitzkrieg zurück auf ihn und sein unmittelbares Territorium schwappte. Das Pendel schlug zurück und es war keine Frage des Triumphierens sondern des Weiterlebens. Er fühlte sich zum Kotzen doch trotzdem begab er sich in’s Chaos, hoffte, daß die Trennungsinformation noch nicht zu weite Kreise gezogen hatte und ihm ein bitteres Frage-Antwort-Spiel erspart bliebe.

Kurz vor Mitternacht hatte er seine Sache für einen Abend, Klappe: "Schwarzhaariger Nasenring, die Erste."

Er fühlte sich nicht wohl und wollte sich tiefverletzt wieder mit oberflächlichen Flüssigkeitsaustauschkontakten ablenken. Aus Angst vor Inkonsequenz verbrachte er die Nacht mit der Zufallsbekanntschaft, diese Zufälle waren in den Achtzigern häufiger als es ihm damals klar war. Das "Wir sind hier und es ist jetzt!", klang bitter doch steckte nicht die pure Verzweiflung darin?!

"Naja, dann gewähren wir ihnen eben die Unabhängigkeit, wir können sie ja später noch unterwerfen."

 

Walkman, Feind der Ohren - Guter Musikdarvinismus.

"Spricht man einen ‘Horcher’ an, bekommt man keine Antwort. Sein Blick ist verklärt nach innen gerichtet.(...) Schon mancher ist musikalisch beschwingt vor ein Auto oder die Straßenbahn gerannt." (aus Biologie heute - Ein Lehr- und Arbeitsbuch für Gesamtschulen, Schroeder Schulbuchverlag Hannover 1989)

Der Morgen war ernüchternd in jeglicher Hinsicht, er wachte engumschlungen mit ihr auf, klar vor Augen, daß die Nummer nicht mehr als gegenseitige Selbstbefriedigung war doch immerhin war er nicht allein geblieben und hatte ohne rumzumemmen eine weitere Nacht erschlagen. Er löste sich aus der Umarmung, ließ sich von einem WG-Mitbewohner einen Kaffee andrehen, schrieb unverbindliche Worte für den Nasenring und floh. Doch die Wüste war fern. Sie wußte, wie das Versprechen, sich zu melden zu nehmen war und damit war das Geschäft über die Bühne gegangen. Dann verschwand er, und quatschte den Taxifahrer diesmal nicht voll, sondern ließ sich ganz treiben. Er hatte sich zur Kultfigur des begrenzten Raumes hochstilisieren wollen und mußte um zu vergessen eine halbe Flasche Wodka am Mittag trinken. Ihm war der Supergau widerfahren und es waren nicht wenige, die ihm das gönnten. Ihm war beim Ansetzen der Flasche bewußt, keine Probleme zu lösen, doch zu verdrängen und der Kater war ihm, ob körperlich oder emotional ein vertrauter Weggefährte. Auch das Leiden will öffentlich geschehen. Es war ein ereignisreiches Jahr, der Beginn der Neunziger, mit Wirkungen, die weit über ihre Zeit hinausreichen würden. Am Ende kommt immer alles auf einen Schlag.

Jemand mußte Connor Kah verleumdet haben, denn ohne daß er etwas böses getan hätte, wurde er eines morgens verhaftet. Die Anklage lautete Popoidiebstahl, es war eine wichtige Selbstbezichtigung.

Doch steht es völlig außer Frage, das es nicht legitimeres gibt, als sich einer Frau wegen zum Deppen zu machen, doch richtig schlimm wird es, wenn man es selbst beeinflussen konnte und das Spiel verliert. Sie wird, "Nenn’ es nicht immer Spiel!", sagen und er weiß, daß er zu verstrickt ist, den Rückschritt zu schaffen. Sie ist einen Kopf kleiner als er, ungefähr 1,75 m, schlank, braune Haare, große Brüste. Oft einen Pickel auf der Nase, der den Kosenamen "Meine kleine Hexe" nicht sehr originell erscheinen läßt. Sie war auch noch der Typ Frau, der immer mit ihren großen Brüsten haderte und er ihr versichern mußte, daß ihm ihre Brüste gut gefielen, er sie gerne streichelte, küsste, knete und was es sonst noch so gibt. Selbst der Hinweis auf die nicht existierende "Duchschnittsbrust" half häufig nichts und Zotiges beanwortete sie mit Tritten an’s Schienbein, doch keinem Hodenpacken. Sie hatte hohe Wangenknochen, die Connor wenig erotisch fand oder anziehend wie andere, so sagte er oft, sie solle den Zahnarzt wechseln oder mehr essen, da jeder denke, sie verhungere. Die grünen Augen waren von der Art der Augen die immer leuchteten. Doch mochte er keine grünen Augen. Er fand blaue Augen anziehender doch Farbkontaktlinsen waren damals unerschwinglich und er hätte das attraktivste Blauauge nur temporär für die grünäugige, großbrüstige, kleine Hexe eingetauscht, und schon in diesem Umstand lag ein unerquicklicher Fehler.

Er hatte im Sommer ‘88 ein Photo von ihr gemacht, das sie zu Hause zeigte. Im Hintergrund eine häßliche, ja nahezu britische Tapete an der Wand. Sie steht vor einem Schrank mit Porzellanfiguren. Auf einer Ablage steht eine Glaskaraffe, er konnte es nicht mehr genau erinnern doch darin war Mineralwasser mit extra wenig Kohlensäure. An den Wänden Porzellanteller. Sie war mutmaßliche Porzellan-Fetischstin, doch konnte er es nie beweisen. An ihren bezaubernden Beinen eine kaputte, ausgewaschene blaue Jeans, abgeschlossen durch schwarze Lederschuhe mit leichtem Absatz.

"Warum zeigt sie immer sowenig ihrer Figur? Immer trägt sie diese weiten, diese figurunbetonenden Klamotten?"

Dieser Umstand ärgerte ihn jetzt noch, obwohl er nicht mehr mit ihr zusammen war und schon Pläne schmiedete, wie’s sich für ihn ohne Gesichtsverlust wieder kitten ließe. Auf dem Photo trägt sie einen schwarzen Ledergürtel, er hatte ihn als Andenken von einem Pragbesuch mitgebracht, das andere war eine langwierige Pilzinfektion. Der Gürtel war nicht besonders auffällig doch hatte sich Blossom über alle Maßen darüber gefreut, eventuell zählte in der Tat die Aufmerksamkeit, die manches Mal dahinter steckte. Connor stand auf, kramte in einem alten Schuhkarton herum und fischte das Photo hervor, es war ein innerer Drang, seine Seelenschmerzen - nicht nur eingebildeter Natur - würden größer werden, doch so sind sie, die bösen Ambivalentofrüchte!

"Jibt ett hä im Buntglasbiertempel ein Getränk für Versager?"

"He, Duncan, was trinkst Du?!"

"Mai Tai."

"Einen Mai Tai, bitte!"